Krebserkrankungen 


 


Ein Name für viele Erkrankungen

„Krebs“ ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von zum Teil sehr komplexen Erkrankungen. Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass sich ursprünglich gesunde, körpereigene Zellen plötzlich unkontrolliert vermehren und ausbreiten. Einige Krebserkrankungen lassen sich bestimmten Organen zuordnen, wie z.B. Brustkrebs, Lungenkrebs oder Blasenkrebs. Andere betreffen Blutzellen/Knochenmark (Blutkrebsarten sind zB. Leukämien, Lymphome und Myelome) oder das mesenchymale Gewebe (zB. Binde- und Stützgewebe).


Viele Wege, ein Ziel
Heutzutage steht eine Vielzahl verschiedener Therapiekonzepte zur Verfügung. Bei der Therapiewahl werden unterschiedliche Faktoren berücksichtigt: Alter, Schweregrad und Lokalisation der Tumorerkrankung, Begleiterkrankungen, physische und seelische Gesundheit und die genetischen Veränderungen des Tumors.

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Wie entsteht Krebs?

Im Normalfall teilt sich eine Zelle und erstellt eine perfekte Kopie von sich selbst, indem sie spezielle Kontrollmechanismen verwendet. Diese neue Zelle kann sich ebenfalls teilen, wodurch andere neue Zellen entstehen, und so weiter. Alte oder beschädigte Zellen sterben im Zuge dieser Kontrolle ab, um Platz für neue und gesunde Zellen zu schaffen und Mutationen (=Abwandlungen) zu verhindern.1

Es kann vorkommen, dass dieser Kontrollmechanismus beschädigt wird, zum Beispiel durch chemische, umweltbedingte oder genetische Faktoren. Dies kann aber auch rein zufällig passieren, wie es auch im Zuge der Evolution geschieht.1

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Wenn dieser Mechanismus zusammenbricht, hören die Zellen nicht mehr auf die Signale, die ihnen sagen, wann sie wachsen, sich teilen und sterben sollen. Daher beginnen sich diese Zellen unkontrolliert zu teilen, verdrängen gesunde, funktionierende Zellen und bilden einen Tumor. Das erste Tumorgebilde, welches dabei entsteht, nennt man Primärtumor.1

In einigen Fällen ist der Tumor lokal an einem Ort angesiedelt, in anderen Fällen breitet er sich aus und verursacht Metastasen (Absiedelungen teilweise auch fern des Primärtumors). Diese metastatischen Tumore verbrauchen die Ressourcen des Körpers, während sie wachsen, und zerstören dabei gesundes, umliegendes Gewebe und Organe.

Diagnose - Dem Tumor auf der Spur

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Bildgebende Verfahren sind bei der Diagnose von Krebserkrankungen sehr wichtig. Darunter fallen Röntgenuntersuchungen, Magnetresonanztomografien (MRT), Computertomografien (CT) oder Ultraschall der Körperregion, in der ein Tumor vermutet wird.2

Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), eine nuklearmedizinische Untersuchung, zählt ebenfalls zu den bildgebenden Verfahren, sowie auch Endoskopien. Dabei werden bei einem kleinen chirurgischen Eingriff (minimal-invasiv) Hohlräume im Körper untersucht, z.B. Darm, Blase, Magen oder Lunge.2

Auch Laboruntersuchungen von Blut- und Gewebeproben (Biopsie) geben Aufschluss darüber, ob eine Krebserkrankung vorliegt.
Zellproben aus dem Tumor oder einer Metastase können außerdem wichtige Informationen für eine mögliche Therapie liefern, denn so können bestimmte Merkmale eines Tumors identifiziert werden. Diese bieten Angriffspunkte für zielgerichtete Therapien und helfen bei der Therapieplanung.3

Hier setzt die personalisierte Medizin an. Zielgerichtete Therapien richten sich direkt gegen den Tumor und schonen das umliegende, gesunde Gewebe weitgehend.
Zielgerichtete Medikamente können an bestimmten Zielstrukturen der Tumorzelle wirksam werden:
        - an Rezeptoren auf der Zelloberfläche (z.B. HER2)
        - an Botenstoffen, die an den Rezeptor binden (z.B. Antikörper)
        - auf Signalwegen im Inneren der Krebszellen (intrazellulär).3

Bio- und Tumormarker

Biomarker sind in der Medizin bereits seit langer Zeit bekannt. So ist beispielsweise die Körpertemperatur ein Biomarker für Fieber, oder der Blutzuckerspiegel ein Biomarker für Diabetes. 

Ein Biomarker ist also ein biologisches Merkmal, das gemessen und bewertet werden kann. Er zeigt krankhafte Veränderungen auf, kann aber auch biologisch normale Prozesse im Körper nachweisen.
Durch das immer weiter fortschreitende Verständnis von Erkrankungen stehen mehr und mehr solcher Biomarker zur Verfügung. In der Onkologie sprechen Expert:innen dann von Krebs- oder Tumormarkern.4,5,6,8

  •  Diagnostische Marker: Dienen der Identifizierung einer Erkrankung.
  • Prognostische Marker: Anhand von Prognosemarkern können Aussagen über den voraussichtlich zu erwartenden Krankheitsverlauf getroffen werden. Die Vorhersage kann durch Therapie beeinflusst werden.
  • Prädiktive Marker: Dienen der Vorhersage eines wahrscheinlichen Therapieeffektes. Prädiktive Marker können Eigenschaften der Tumorzellen sein, die sie empfindlich für eine Behandlung mit einem bestimmten Wirkstoff machen. Sie können aber auch anzeigen, wie der Stoffwechsel des betroffenen Menschen ein bestimmtes Medikament verarbeiten wird. Dadurch lassen sich auch mögliche Nebenwirkungen besser beurteilen.
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Die Entdeckung dieser Biomarker hat die Krebstherapie verändert und liefert wichtige Ansatzpunkte für die zielgerichtete Behandlung verschiedener Krebserkrankungen.
Auf Grundlage der Tumormarker sowie der Analyse der individuellen Eigenschaften des Tumors (= genomisches Tumorprofil) können wir dank moderner diagnostischer Untersuchungen feststellen, auf welche Therapie Patient:innen am wahrscheinlichsten ansprechen werden und damit individuelle und zielgerichtete Behandlungen ermöglichen. Gleichzeitig können Nebenwirkungen reduziert werden.1, 4

Tumormarker werden entweder direkt von Krebszellen oder von gesunden Körperzellen als Reaktion auf einen Tumor gebildet.4

Ein praktisches Beispiel für den Einsatz unterschiedlicher Therapien auf Basis der festgestellten Biomarker aus dem Bereich Brustkrebs: Brustkrebs kann beispielsweise Hormonrezeptor-positiv sein. In diesem Fall weist der Tumor an der Zelloberfläche vermehrt Hormonrezeptoren auf. Dies hat zur Folge, dass das Wachstum der Krebszellen durch im Körper vorhandene Hormone (Wachstumsfaktoren wie z.B. Östrogen oder Progesteron) noch stärker gefördert werden kann. Eine Antihormon-Therapie kann hier durch Unterdrückung dieser Hormone das Tumorwachstum beeinflussen, indem die Rezeptoren blockiert werden und die Wachstumsfaktoren nicht mehr an der Zelle andocken können. So kann zielgerichtet gegen den Hormonrezeptor-positiven Tumor therapiert werden.7

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